Nun gut, wer sich 15 intellektuell etwas unbelichtete Freigänger ansieht, weil das Leben in den eigenen vier Wänden nichts zu bieten hat, ist selber schuld. Das mag auch bei so manchem facebook User ähnlich sein, der doch glatt meint, neue Freunde findet man am PC und nicht auf der Straße, bei Parties oder im Freundeskreis (sofern überhaupt vorhanden). Doch bei facebook und ähnlichen Anbietern kostet es zumindest kein Geld, man verbreitet nur seine Ideen und Visionen bei denen, die einem zuhören bzw. einen Beitrag lesen wollen.
In Newtopia hingegen sollte für die Übertragung - "live streaming 24 Stunden - am PC auch noch bezahlt, Briefe an die Wohngemeinschaft geschrieben und deren Bastelwerk gekauft werden, um die Insassen bzw. die Produktion von Newtopia zu finanzieren.
Für eine neue Gesellschaft sicher ein diskussionswürdiger Ansatz, um eine freie neue Gesellschaftsform zu fördern und daraus zu lernen und ggf. gar neue Erkenntnisse von der Idee zur Realisation zu gewinnen. Doch was schon immer einen Eindruck des fakes beim hie und da Zuschauer hinterlies, wurde nun zur Gewissheit. Alles Lug und Trug bei Newtopia.
Wie schon in den USA ist alles gespielt, alles von der Produktionsfirma vorgegeben. Von wegen Menschen mit eigener Geschichte, eigenen Visionen für den Aufbau einer neuen Gesellschaft. Wie schon "Big Brother" und "Dschunglcamp" trauten die Fernsehbosse den Teilnehmern nicht über den Weg und liesen diesen keinerlei Spielraum um zu zeigen, wie sie ticken, welche Ideen sie haben und wie sie diese Ideen umsetzen wollen.
Die tausenden von Teilnehmern beim Casting zu Newtopia können sich nun beruhigt zurücklehnen und sich bestärkt fühlen, dass sie nicht in das Newtopiateam aufgenommen wurden. Diese Produktion wollte keine seriösen Teilnehmer. Sie wollte manipulierbare Mitspieler, die alles hinnehmen, was die Produktion von ihnen wünschte.
Die ausführende Produktionsfirma TALPA Deutschland (vorher Schwarzkopf) hatte nun von vier Kandidaten mehr Spannung gefordert. Nicht nur das. Die Kühe sollten verkauft und in der Scheune sollte ein Restaurant eröffnet werden. Natürlich unter dem Siegel der Verwschiegenheit. Doch Dreistigkeit ist oft gepaart mit Dämlichkeit. Wie eine der 360-Grad-Kameras aufzeichnete, kam Jaqueline Boßdorf von TALPA ans Set, um mit vier Insassen zu diskutieren, was sie so machen sollen. Sie brachte einen Kasten Bier mit und erklärte, sie sei schon betrunken und beklagte sich bei den vier Utopianern über den großen Druck der Zuschauer. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass John de Mol, sich ein Restaurant in Newtopia wünschte. Dass das ganze per live stream an die Zuschauer ging, war ihr wohl nicht ganz klar.
Nach der Absetzung in den USA folgt nun das Ende in Deutschland und in Holland dürfte das Konzept wohl auch so sein, so dass auch die holländischen Zuschauer sich einmal hinterfragen dürften.
Bye bye Utopia - bye bye Newtopia.
Hinweis: Das Gespräch zwischen Produktion und den Newtopiainsassen gibt es hier zum Download