Ein reizender Jahresrückblick an politischen und gesellschaftlichen Unverschämtheiten

Donnerstag, 02 Januar 2014 13:41

Ein reizender Jahresrückblick an politischen und gesellschaftlichen Unverschämtheiten

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Reich beschenkt und arm im Geiste

Juche, Hurra, das Christkind war da. Und einen Haufen Geld haben wir auch wieder in die Luft geschossen. Nun können wir in der Pose reich beschenkter Selbstzufriedenheit verharren und uns durch das neue Jahr appen. Manch ein Präsent wird traditionell erst Mitte Juni gefunden, man kann sich, bitte schön, nicht alles merken, bei diesem Wust an Päckchen, Herrschaftszeiten!, weil man als braves Kind halt so viel bekommt. Wobei so altmodische Begriffe wie "brav" freilich ausgetauscht worden sind durch: "Oberschicht".

Ein Kind, egal wie liebreizend es guten Tag und Muh und Mah sagt, das eine arme, blöde oder konsumkritische (=arme und blöde) Verwandtschaft hat, kann auf seinen Wunschzettel schreiben was es will, es kriegt nicht was es will. Das Christkind ist parteiisch. Der Nikolaus sowieso.

Gemäß diesem Grundsatz darf wiederum davon ausgehen, dass die diversen Damen und Herren Volksvertreter/Handlanger garantiert nicht bekommen haben, was sie durch ihr Verhalten verdient hätten. Darum verteilen wir nun gemeinsam mental die passenden Geschenke für das Jahr 2013.

Im Januar marschiert

Peer Steinbrück bereits als Kanzlerkandidat für die SPD ins Jahr 2013. Der frühe Vogel fängt … nun, der Steinbrück fängt sich auf alle Fälle erst mal ein paar Watschen ein, wegen Vorträgen und Geld und weil das Kanzlergehalt kürzen will und Pipapo. Im Verlauf des Jahres bis zur Bundestagswahl mausert er sich zum Bundeswatschenmann, was dann auch sein einziges Hauptamt bleibt.

Ein anderer, der sich im Januar gleich eine einfängt ist der Rainer Brüderle. Bloß, weil eine Journalistin es nicht mehr gewohnt ist, Komplimente bezüglich ihrer Oberweite zu hören. Und, weil der Brüderle in dieser Sache eine kurze Oberleitung hat, die offensichtlich wegen der Deckenbeleuchtung einer Bar durchgebrannt ist. Zurückhaltung ist eben nichts für (Kultur-)Süddeutsche. Hernach trompeten die richtigen Frauen, die sich schon länger nix mehr bieten lassen wollen, den #Aufschrei! durchs Land, begleitet vom Sermon der richtigen Männer, die schon länger einen Abfall von der gutdeutschen Geschlechterleitkultur beklagen. Und alles nur wegen Brüderle, der sich zudem bei den Griechen in die Nesseln setzen wird, weil er den Schuldeneseln von Europa kein Geld nicht vergönnt. Wahrscheinlich mag er keinen griechischen Wein, es heißt schließlich: „Deutsche Frauen, [...] deutscher Wein“. Basta.

Von deutschen Frauen kann einer erst einmal ein trauriges Lied singen, jedenfalls von seiner: Christian Wulff aka The Lonely Wulff. Seine Betti verlässt ihn, nachdem er im Jahr zuvor von seinem Posten als BuPrä geprügelt worden ist, aufgrund von ein paar angeblichen Geschenken. Ein blödes Amt ist das, wo man nix mehr von Freunden annehmen darf. Da bleibt man doch lieber Bürger, als der man nur von Fremden nix annehmen darf.

Gott sei Dank packt wenigstens ein Mann der Politik ein heißes Eisen richtig an, indem er es fallen lässt, bevor er sich noch mehr verbrennt: der Wowereit Klaus. Trittin twittert auch prompt die Forderung nach dessen Rücktritt, bloß weil sich der Berliner Flughafen so gegen das Fertigwerden sträubt. Ist denn vielleicht ein Gärtner schuld, weil ein verflixtes Veilchen verkümmert? Na ja, am Jahresende wird der Wowereit noch da sein, aber der Trittin nicht mehr so richtig – seine Grünen werden nämlich total fertig sein, nach der Wahl.

  • Nach all diesem Theater überreichen wir dem Steinbrück eine Gute-Laune-CD, bespielt mit beliebten Evergreens wie: „Money, Money, Money“, „Wer hat uns verraten?“, „Leckt's mi“, etc.
  • Brüderle bekommt Boxhandschuhe geschenkt. Damit kann er Gesicht und Körper vor angreifenden Böden schützen, andere Gesichter und Körper vor seinem Angreifen schützen und er hinterlässt keine Fingerabdrücke auf Rieslingflaschen - wo kein Beweis, da kein Urteil.
  • Wulff kriegt nix, sonst muss er am Ende sein letztes Hemd samt Sockenhaltern hergeben. Und wer würde die annehmen?
  • Und Wowereit darf sich einen Flughafen aus Lego bauen.

b90226914477481a99b81c2899d739bIm Februar erleben wir einen Rücktritt ohnegleichen

Papst Benedikt XVI. räumte den Heiligen Stuhl. Was den meisten Politikern unsäglich schwerfällt und meistens erst nach einer Wahl zu ihren Ungunsten passiert, vollführt er mit einem seligen Seitenstepp.

Ein Star, der seines gleichen sucht, ein Augenstern, der ebenfalls von seinem Amt zurückgetreten ist, kommt zurück und zwar für ewig und drei Tage: Knut. Vier Jahre und drei Monate hockte er im Berliner Zoo, nun hockt er ausgestopft im Museum für Naturkunde in Berlin. Dabei haben Zoologen festgestellt, dass ein Eisbär derartig gehalten viel weniger Pflege braucht, weswegen das Stopfverfahren mit allen Zootieren durchgeführt werden soll. Dann beißen sie außerdem keine Pfleger oder Besucher mehr. Käfighaltung artgerecht, da freut sich auch Greenpeace.

Wir schenken Merkel, Bouffier und dem restlichen Streichelzoo die Teilnahme beim benediktinischen Kurs: „Mein Freund der Rückwärtsgang – Abschied in drei Zügen“. Verpflegung mit Qualitäts-Lasagne, die seit eben diesem Februar übrig ist, inklusive. Geleitet wird der Kurs von Annette Schavan, die sich das Abtreten selber gelernt hat, mithilfe einer abgeschriebenen Doktorarbeit.

Dem Berliner Museum für Naturkunde binden wir das Bärenfell des guten Geschmacks auf. Überdies richtet Sigmar Gabriel sich auf die Bundestagswahl ein. Er gibt Steinbrück luftig-locker zu verstehen: „Mach nur, ich stehe hinter dir.“ Eine Riesling-Deluxe-Kiste ohne Absender trifft bei Steinbrücks zuhause ein, was die Diskussion über seinen teuren Weinkonsum entkorkt.

„Der März sticht die Leute ab“, pflegt meine niederbayerische Oma zu sagen

Sie meint das zwar wegen dem kalten Wetter, das die schon sommerliche gekleideten Leute in die Katarrhwelt entführt, aber es trifft in anderer Hinsicht ebenfalls auf den Fippsi Rösler und Brüderle zu. Denn in diesem Monat wird ersterer wieder zum FDP-Chef ernannt, wodurch er außerdem Vize-Kanzler bleibt. Jeder Deutsche, der versteht, was das heißt, zeigt sich interessiert daran, dass Merkel gesund und somit Kanzler bleibt (offenbar haben dann im September viele befürchtet, dass ihre Abwahl Rösler automatisch an die Spitze setzt). Zweiterer steht nun als sogenannter „Spitzenkandidat“ für die Bundestagswahl da. Wäre die FDP eine Frau, würde man sagen: „Ist dir denn gar kein anderer nicht stehen geblieben?“ Als im September fast niemand die FDP als Regierungspartei mag, bricht das dem Rösler und dem Brüderle das politische Genick.

Und obwohl – oder gerade weil – man von Westerwelle so gut wie nix mehr hört, drängt Schäuble darauf, Homosexuelle beim Ehegatten-Splitting gleichzustellen.

Einer, der sich scheins wirklich um Leute schert, egal ob hetero- oder homosexuell, ist der neue Papst Franziskus. Für ihn steigt am 13. März der weiße Rauch auf. Meine Lieblingsschlagzeile: „Papst isst Argentinier“. Nachdem bestätigt wurde, dass Franziskus kein Kannibale ist, feiert ihn die Welt frenetisch. Bleibt abzuwarten, wie lange.

Rösler bekommt von uns ein Käsemesser, damit er auch in seiner künftigen Anstellung als Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Weltwirtschaftsforums in der Schweiz seinen verbalen Ausstoß schön portionieren kann. Schäuble verdient sich dadurch einen eigenen Wagen bei der Loveparade. Und der Papst … Hach, der will ja kaum was. Immer diese bescheidenen Leute. Das ist doch auch irgendwie verdächtig. Na gut, dann warten wir auf eine Eingebung von oben.

Derweil schraubt Steinbrück fleißig an seiner Karriere, indem er die italienischen Politiker Beppe Grillo und Silvio Berlusconi als „Clowns“ bezeichnet. Diesen Witz kapiert leider keiner, nicht einmal von seinen Genossen, die doch unsere humoristische Elite darstellen. Gabriel isst nur noch Cannoli Siciliani.

Nein, kein Scherz, der Deutsche streikt wieder. Genauer gesagt: die Mitarbeiter der Deutschen Post. Das ist wohl besonders schmerzlich für Benutzer von Briefkastenfirmen (vulgo: Steuerflüchtlinge, Betrüger, Gunter Sachs), die ein paar Tage später entlarvt werden. Das Fliegen zu ihrer Inseloase verwehrt ihnen etwas später nämlich die Lufthansa wegen: Streik. Dieser elendige Pöbel! Aber keine Sorge wegen ein paar Menschen, die zu wenig, und ein paar Menschen, die zu viel haben, FC Bayern gewinnt ja. Und ein neues Endlager für den ganzen schmutzigen Atommüll sucht man auch schon wieder. Und Peter Altmaier (ehem. CDU-Umweltminister) waltet hingebungsvoll seines Amtes, indem er erklärt, dass eine „große Streitfrage der vergangenen 30 Jahre“ mit dem neuen Endlager geklärt werde. Nicht genug! Es gebe sogar eine „gute Lösung“. Holla! Denn laut Altmaier gehe es bei der aktuellen Suche darum den besten Standort zu finden, statt einen politisch favorisierten. Damit sollte Altmaier das Atommüllproblem doch ausreichend geklärt haben, gell?

Im NSU-Prozess müssen ebenfalls neue Plätze verteilt werden, nämlich an Journalisten. Medienvertreter aus dem Ausland will das Oberlandesgericht nun ausreichend beachten. Das stört die Deutschen freilich enorm in ihrer erprobten Poolplatz-Handtuch-Nahkampftechnik. Besonders in Zeiten, da Parteien wie die AfD einen Aufsturmwind erleben. Derweil muss sich Wulff wegen der bevorzugten Platz- und Hotelzuweisung während dem Oktoberfest vor Gericht stellen. Prost!

Wahrscheinlich ärgern sich die CSUler im April auch sauber darüber, man die Beschäftigung ihrer Verwandten gegen gescheite Löhne so in den Dreck zieht. Das ist doch nix im Gegensatz zu den Steuerflüchtlingen. Ja, da wird man schon nicht zum Steuerflüchtling, sondern holt seine Schäfchen relativ legal ins Trockene und trotzdem kippen einem die Sozialneider Schmutzwasser ins Boot. Die Rufe nach dem eisernen Besen nützen wenig. Dem Uli Hoeneß ebenso, der zwar keine Briefkastenfirma wie oben beschrieben betreibt, aber trotzdem Steuern hinterzieht. Eiderdaus! Aber ruhig Blut: Bayern hat ja bereits gewonnen.

Der April wächst sich unterdessen zum Wonnemonat für Brüderle aus

Denn die Femen ziehen krass blank. Überall flitzen sie barbußig herum. Meine Oma strickt bereits den fünften Pullover für die Mädels und Augenklappen für alle, die sich über Frauenbrüste echauffieren. Die richtigen Männer erlebten die Femenproteste mit gemischten Gefühlen: Barbusig, gut, aber warum dann so grantig? Das bringt einem ja wieder nix.
Hach, man könnte so schöne Sachen schenken, aber leider kommen die Aprilpräsente nicht an, wegen dem Poststreik. Stattdessen geben wir einen Tipp: Steuerflüchtlinge sollten ohne jegliche Strafverfolgung in atomaren Endlagern ihren Geschäften nachgehen können. Merkel, ihres Zeichens selbsternannte Expertin für Atomlager, trainiert beim Suppenrühren lächelnd den Werbeslogan: „Deutschland geht es gut.“

Mai, o Mai!

Don Thompson, Chef des Junk-Food-Konzerns McDonald's sagt: „Wir verkaufen kein Junk-Food.“ Die Welt schweigt dazu größtenteils – mit vollem Mund spricht man nicht.
Auch Thomas de Maizière (ehem. Verteidigungsminister) bekommt Ärger wegen einem vollmundigen Versprechen. Nämlich, dass "die Euro-Hawks fliegen". Über 300 Millionen Euro gibt die Regierung für die Dinger aus, aber das Bundesverteidigungsministerium stoppt das Projekt. Es wäre unzulässig, würden die Drohnen über europäischem Luftraum fliegen. Und da de Maizière in der Politik arbeitet, statt in der Firmenpolitik, fordern sofort die ersten Miesepeter, dass er zurücktreten soll. Er beendet schnell das Drohnenprojekt, Mehrkosten bis 600 Millionen Euro fallen aus und im Dezember wird er, der Dr. de Maizière wie Phönix aus der Asche als Chef ins Bundesinnenministerium steigen. Welche Strafe dies nach dem neuen Flensburger Punktsystem wäre, ist unbekannt. Ist auch Wurscht, Bayern gewinnt die Champions-League.

  • Wir schenken Thompson ein Nahrungsmittel-Lexikon und eine dazugehörige Abschlussprüfung im Februar. Beim Ausfüllen des Fragebogens bekommt er von fetten Kindern bei jeder falschen Antwort ein Abführmittel mit Pommesgeschmack gespritzt, begleitet vom gebetsmühlenartig wiederholten Motto: „Wir geben dir keine Scheiße.“
  • Dr. de Maizière kriegt einen Ego-Shooter geschenkt, damit er weitere Hawk-Phantasien ausleben kann.
  • Peer Steinbrück sammelt langsam ein Wahlkampfteam zusammen, welches ihm den Grundsatz eines Politikers einzutrichtern sucht: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Woraufhin er sofort eine Pressekonferenz anberaumen mag, auf der er genau angibt, wieviel Gold sein Schweigen ist.

Im Juni funktioniert irgendwas im System nur ungenügend und der Mob marschiert

Blockupy! Tausende von Demonstranten auf den Straßen in Frankfurt! Aber sie kommen nicht weit, die Aufwiegler, die elendigen. Denn Gott sei Dank funktioniert die Polizei immer. Sie kesselt gleich am Anfang die bisher friedlichen Demonstranten ein und löst nach Stunden die Demo nachdrücklich mit Schlagstöcken und Pfefferspray auf. Der Grund: Angebliche Vermummung. Leute, denkt doch ein Mal an gutes altes Liedgut: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“, dann spart ihr euch Schläge und Jammerei. Aber ist auch wieder Wurscht, so was, Bayern holt das Tripple. Dem Himmel sei Dank.

Und dann: Bäm! NSA !

Der nette Onkel Obama belauscht alle von seiner Hütte aus. Das ist der Merkel erst einmal ziemlich Wurscht, wie fast allen Deutschen (Bayern! Kämpfen und Siegen!), was der Snowden da enthüllt. Überhaupt! Bitte, wenn sich dann schon einer in Russland verkriecht! Wer soll denn dieser Snowden schon wieder sein? Kennen wir den, diesen Snowden? Nein, wir haben ja keine NSA. Und obwohl der Obama doch alles über Schlaaand wissen sollte, fährt er nach Berlin. Zur Kanzlerin. Wegen der atomaren Abrüstung. Merkel wird gerade noch daran gehindert, „Neuland“ zu sagen, von einem Streusel in ihrer Kehle.

Wen wir kennen ist: Putin. Der lässt sich scheiden, gleichzeitig verbietet die russische Staatsduma „homosexuelle Propaganda“. Wie das wohl zusammenhängt?

Der Polizei schenken wir ein Schlagstockmikado. Das heißt, sie dürfen die Stöcke nur benutzen, wenn sie sie aus einem Haufen ziehen, ohne, dass andere Stöcke sich bewegen. Sonst fallen die Stöcke automatisch an die Demonstranten. Obama kriegt von uns 'ne Flatrate.

Währenddessen hört Gabriel den Bundestag ab, indem er sich im Anus des Bundesadlers verkriecht. Leider reden die Abgeordneten auch durch Daunen gefiltert die gleiche Suppe wie sonst. Die SPD ist ratlos.

Im Juli ertönt dann endlich der Schrei, auf den die ganze Welt des Boulevard gewartet hat

"Das Kind von William und Kate ist da". Femen, die gegen Gebärmaschinerie und überhaupt protestieren wollen, werden von Baby George vertrieben, das ständig an den Brüsten anzudocken versucht.

Praktiker macht zu, Detroit ist bankrott, Juncker tritt zurück, Manning wird verurteilt, ein Vermieter schmeißt eine Raucherin aus der Wohnung … Es ist wirklich nicht einfach, für Kate und William all diese Negativnachrichten wettzumachen. Aber die deutschen Fußballerinnen eilen ihnen zu Hilfe und holen den EM-Titel. Und Wagner ist ja auch noch. Da dürfen wir die Bundemutti immer in so 'nem schicken Fummel begutachten.

Kate und William haben bereits das schönste Geschenk auf Erden (die Ohren wachsen ja erst noch).

Die SPD hat eine Idee: Das Volk! Man könnte doch einmal wieder mit dem Volk reden. Also vielmehr: Es anreden. Mit Plakaten, auf denen -YEAH!- ein „Wir“ steht. Leider lehnt die Volksfront der Individualisten diese Botschaft ab und die SPD hat viele Wähler an Merkel verloren, weil diese ganz allein, ohne Partei, anzutreten scheint.

Im August ertönt der Ruf der Freiheit

Zumindest für Gustl Mollath. Er kommt aus der Anstalt frei. Beate Merk zeigt sich merklich zufrieden, was alle Beobachter des Mollathsfalls etwas stutzig macht. Hat sie sich nicht dafür ausgesprochen, dass er drin bleibt? Geheimen Informanten zufolge hat die Merk einfach was falsch verstanden. Nämlich: Moll@, statt Mollath. Die Merk dachte immer noch, wie jeder gute Deutsche, an die wunderbaren Klänge von Wagner.

De Maizière bekommt auch Absolution. Wie schön, Einig Vaterland. Ebenfalls in Sachen NSU. Der Untersuchungsausschuss hat Bahnbrechendes zu berichten: Versäumnisse bei den Ermittlungen. Na so was! Überdies müssen Polizei und Verfassungsschutz ihre Arbeitsweise ändern. Ein No-Go! Für was haben wir denn die Polizisten an Schuss- und Schlagwaffen und verbale Verweigerung gewöhnt? Für was haben wir denn Ermittlungsbehörden an ein geheimes Arbeiten gewöhnt? Na ja, bis zum nächsten NSU-Skandal haben wir wohl noch ein bisschen Zeit, da können die Ermittler es gemütlich angehen lassen.

Inmitten dieser Ereignisse trötet die SPD mit ihrem Open-Air-Wahlkampf. Yes, liebe Genossinnenundgenossen, Steinbrück goes Rock 'n' Roll! Gabriel, der schon Pläne für nach der Wahl schmiedet, verkleidet sich erst als Putzfrau, die auspackt, dann als Groupie, das auch auspackt, um Steinbrück in die Misere zu bringen. Erfolglos. Der Kanzlerkandidat hat sich längst die Rüstung des Unnahbaren übergestreift – volksnah bleibt er, eh klar.

Als ein Journalist den Brüderle darauf aufmerksam macht, dass man von seiner Partei noch nicht viel im Wahlkampf gehört hat, verweist der FDP-Mann auf die Bestellzahlen der Infoblätter etc. Er hat dabei leider übersehen, dass bald Herbst und Winter kommen und die Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen auch Heizmaterial brauchen. Die meistbeachtete Werbung der FDP bleib diejenige, die sie sich mit Quark und NPD teilen. Die Forderung nach Abschaffung des Soli versteht dagegen keine Sau. Was soll denn der Soli sein? Was Mauer? Nie gehört. Läuft das bei Vox oder RTLII?


  • Die Merk verdient sich endlich mal eine eindeutige Meinung. Womit sie die erste ihre Schlages mit so einem Dingens sein dürfte. Merk, the trendsetter.
  • Die Erfinder des Open-Air-Wahlkampfes kriegen ein Guitar-Hero-Spiel. Bloß ohne Gitarren, dafür mit Arschgeigen.
  • Der Soli bekommt das Gnadenbrot und den Deckmantel des Vergessens.

September, der Urnenmonat

Eines zeichnet sich ganz deutlich ab: Der ärgste Feind einer Partei ist die demokratische Wahl. FDP, Grüne, SPD, AfD, Piraten, Linke – alle schauen sie mit dem Ofenrohr ziemlich ins Gebirge. Am meisten die FDP, obwohl sie die ehrlichste Partei gewesen ist und klargestellt hat: Kein Programm ist so gut wie jedes Programm. Silence instead of monkeyshine.

 

Sonst brauchen wir wohl kaum über die Bundestagswahl reden, gell. The incredible Merkel gewinnt. Und zwar so dermaßen, dass die SPD und die Grünen mit ihr regieren wollen. Nun, sie wollten ja eigentlich erst ohne sie … aber das sind ja wieder Spitzfindigkeiten, die keinem was bringen, erst recht der GroKo nicht. Der hilft nur eines was: Kohle.

  • In Limburg stört man derweil den Bischof, der auch Kohle braucht. Die hat er zwar gekriegt, aber bloß, bis die Öffentlichkeit gemerkt hat, dass Tebartz-van Elst eigentlich Gollum ist und nur für seinen Schatz lebt. Danach muss der Bischof Transparenz in seinen Laden bringen und sich sehr schnell nach Rom zum Papst Franziskus.
  • Für Merkels unglaublichen Erfolg, den sie sich hart durch ganzvölkische Hypnosevorstellungen erschnurrt („Ihr seid ein Krapfen – nein, Mist, noch mal. Ihr seid Deutschländer.“), bekommt sie eine neue Kim-Jong-Il-Gedächtnisjacke aus reiner Schwurwolle.
  • Der Erztarifsengel Sigmar Gabriel kriegt ein T-Shirt auf dem steht: „Mutti war im Bundestag, und alles, was sie mir mitgebracht hat, war dieses blöde T-Shirt.“
  • Und Horst Seehofer – der hat ja als neuer König von Bayern alles, was er brauchen kann. Sogar ein Maskottchen im fantastischen Superministerium, namens: Ilse Aigner.

*Der Bischof von Limburg hingegen kriegt ein Bilderbuch über den Ablasshandel.

Oktober. Schockbilder auf Zigarettenpackungen sollen Raucher vom Rauchen abhalten. Das funktioniert; viele grausen sich beim Anblick zu Tode und rauchen nie wieder.
Die Grünen grausen sich vor den Schwarzen und Blauen oder umgekehrt, jedenfalls führt man die Sondierungsgespräche umsonst (das heißt nicht, dass sie kostenlos für den Steuerzahler sind). So darf die SPD ran an die Mutti. Das Lieblingswort der schon gezeugten GroKo wird: Finanzierungsvorbehalt.

So, und dann kommt es raus: Die NSA hört auch Merkels Telefon ab. Das erste was Merkel macht ist, da mal anzurufen. Sie hätte aber mit jedem sprechen können, die Amis hätten's so oder so gehört. Jetzt ist Mutti am Kochen, weitab vom häuslichen Herd.

Ströbele, der verjopite Politiker der Grünen, trifft den Snowden. Weil die wütende Merkel die NSA beschäftigt, kann auch von überm Teich keiner eingreifen. Snowden erklärt sich bereit, Schlaaand in Sachen NSA zu helfen und Ströbele wird der Held des Monats.
Die Grünen kriegen eine neue Spitze, von ihnen selbst gebaut. Ganz ökologisch. Von uns kriegen sie die Karte: „Gehe über Los, ziehe keine Regierungsposition ein.“

Im November steht fest: Wurscht, wie Bayern auch gewinnt, Hoeneß verliert erst mal. Zumindest seinen guten Ruf. Er wird wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Neue Helden braucht Schlaaand.

Vielleicht lehnt man in einem kollektiven Grant deshalb Olympia in München ab. Vielleicht auch, weil der Münchner froh ist, wenn man ihm seine Ruhe lässt, besonders mit so einem hirnverbrannten Statusschmarrn.

Ach, und die Briten hören uns auch ab. Bei einem kurzen Blick in die Tagespresse oder in den Fernseher, dass der Deutsche angeblich so viele interessante Sachen zu sagen hat. Also, wann er die denn sagt. Und warum das die deutsche Regierung überhört, zum Beispiel, wenn sich die Mehrheit der Wähler eigentlich für Rot-Rot-Grün entscheidet.

  • Sonst merkt man schon die Müdigkeit im Lande. Außer bei Gabriel, der so eifrig wie nie durch Gänge flitzt und gewitzt seine Genossinnenundgenossen umwirbt. Eine geschmierte Kugel läuft gut.
  • Hoeneß bekommt einen proletarischen FCB-Geldbeutel aus Zwiebelleder: Bei jedem Blick hinein muss man weinen.
  • Die Münchner bekommen nächstes Jahr wieder ein Oktoberfest, das eh olympische Ausmaße hat.
  • Und den Briten schicken wir Kochbücher von Mälzer, Wiener, Schuhbeck, und Co. Darin steht alles, was man derzeit über uns wissen muss.

Im Dezember, der stillen Zeit, die wir so mögen, eröffnet in jedem Klo ein Christkindlmarkt

. Und der Bundespriester Gauck erklärt sich zum rebellischen Helden des Monats, indem er sich dem Besuch der Olympischen Spiele in Sotschi verweigert. Wegen der Ungerechtigkeit in Russland und so was, obwohl der Putin doch alle möglichen Leute begnadigt. Alle, die auch nicht nach Sotschi fahren, dürfen sich demnach als rebellische Helden fühlen.

Außerdem tritt endlich die GroKo an. Der haben wir allerdings schon was geschenkt: uns. Derweil tun sich in Hessen die Schwarzen und Grünen zusammen, obwohl die Grünen vor einigen Jahren den Rücktritt von Bouffier gefordert haben.

Einen bedeutenden Trauerfall haben wir ebenfalls zu verzeichnen: Nelson Mandela. Wobei auffällt, dass der NSA nicht auffällt, dass der Übersetzer für Taubstumme im Fernsehen keine Gebärdensprache spricht. Aber so was kann schon mal passieren, in der stillen Glühweinzeit, die wir so mögen.

  • Wir schenken Gauck: die einmalige Solidarität. Und dem Putin einen Kommunikationstrainer.
  • Den hessischen Grünen legen wir einen Mystic Ball in den Landtag, damit sie künftig noch einfacher ihre Meinung und Marschrichtung finden.
  • Was die NSA kriegt, weiß nur die NSA.
  • Und was im nächsten Jahr passiert, das erfahren Sie wie immer hier, auf german-news.com

Ein schönes, friedliches, zünftiges Neues Jahr wünscht Ihnen Andrea Limmer und die Redaktion von german-news

Gelesen 17302 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 20 Mai 2015 14:42
Andrea Limmer

Freie Journalistin